RP vom 3. Oktober 2017  
      Gelungene Premiere im XOX-Theater 
        von Antje Thimm  
        
        Die Figuren  Hedda Gabler mit Jorgen und Thea, dargestellt von Renate Hendricks, Katja  Gerritzen und Klaus Gerritzen (v.r.). FOTO: Markus van Offern  
      Kleve. Unter  der Regie von Wolfgang Paterok war Ibsens "Hedda Gabler" zu sehen.  Das dreistündige Stück war dank der Darstellung der Schauspieler kurzweilig und  hochspannend. Mitreißende Renate Hendricks.  
        Das  Schicksal von Hedda Gabler, einer der bemerkenswerten Frauengestalten des  norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen, war in einer Inszenierung durch Wolfgang  Paterok, Leiter des Klever XOX-Theaters, zu sehen. Die gut besuchte Premiere im  Obergeschoss der alten Fabrik nahm die Zuschauer mit auf eine Reise ins 19.  Jahrhundert: das Bühnenbild war ein eleganter Salon in geschmackvollem Rot, die  Personen trugen die Kleidung ihrer Zeit, die dramatische Geschichte aber, die  sie erzählten, war zeitlos. 
        Hedda  Tesman, geborene Gabler, jungvermählt mit dem Kulturhistoriker Jörgen Tesman,  hat sich auf eine Versorgungsehe eingelassen. Sein Mitbewerber um die erhoffte  Professorenstelle ist Heddas Ex-Liebhaber Eilert Lövborg, der ein Werk über die  Kulturgeschichte geschrieben hat, um das Jörgen ihn beneidet. Eilert hat die  Trennung von Hedda nie verwunden, seine Alkoholkrankheit aber mithilfe von Thea  Elvsted, einer Schulfreundin von Hedda, in den Griff bekommen. Zwischen den  beiden entwickelte sich durch die gemeinsame Arbeit an seinem Buch Liebe und  Kameradschaft. Hedda beginnt ein gefährliches Spiel. 
        Sie  verleitet Eilert dazu, wieder zu trinken. Eilert verliert im betrunkenen  Zustand sein kostbares Manuskript und stirbt durch einen Schießunfall. Jörgen  Tesman findet Eilerts Werk, Hedda aber, in blinder Eifersucht auf die Beziehung  zwischen Thea und Eilert, verbrennt es. Assessor Brack, juristischer Berater  des Hauses Tesman, versucht Hedda zu erpressen, weil er erkannt hat, dass die  Waffe, die Eilert tötete, aus Heddas Besitz stammt. Auch er ist ein ehemaliger  Verehrer Heddas und fordert für sein Schweigen eine intime Beziehung zu ihr. Um  dieser Abhängigkeit zu entgehen, tötet Hedda sich selbst. 
        Henrik  Ibsen, dessen Dramen zu den meistgespielten Stücken der Weltliteratur gehören,  schrieb das Schauspiel in vier Akten am Ende des 19. Jahrhunderts an der  Schwelle zur Moderne. Die dargestellte Gefühlswelt der Personen und die Verdeutlichung  ihrer inneren Antriebe macht das Stück hochspannend. Renate Hendricks  verkörpert die schillernde Hauptfigur mit all ihren Launen und dem tödlichen  Spiel, das sie treibt, mitreißend. Perfekt beherrscht sie den lauernden  Seitenblick. Ihr Leid an der Langeweile ihres Daseins ist deutlich spürbar. Als  sie Eilert zum Abschied umarmt, zeigt die sonst so kalt berechnende Figur  starke Gefühle, die den Zuschauer bewegen. Manfred Küper als Tesman trifft den  naiven Sammler und tölpelhaften Ehemann genau. 
        Alle  Darsteller zeichneten die sehr unterschiedlichen Charaktere des Stückes  überzeugend, was an den Reaktionen im Zuschauerraum erkennbar war. Emotional  nuanciert auch die Verkörperung der Thea durch Katja Gerritzen. Die Geliebte  von Eilert verbirgt ihre Gefühle nicht. Auch sie wird zum Opfer von Heddas  Intrigenspiel. York Dehnen begeisterte als hinterlistiger Assessor Brack, Heike  Singendonk verkörperte glaubwürdig Berte, das Dienstmädchen. Klaus Gerritzen  gestaltete treffend die Figur des genialen, aber labilen und unglücklichen  Eilert. Mirjam Kirschberger zeigte als Tante Julle alle Facetten einer lästigen  aber liebevollen Schwiegermutter. Eins zu eins mit dem Originaltext dauerte das  Stück drei Stunden. Dennoch war es kurzweilig. Es gab viel Applaus und Bravo-Rufe  für die Darsteller und den Regisseur. Eine gelungene Premiere. 
       
    
Kleve, 26. September 2017  
Hedda Gabler auf der XOX-Bühne 
   Kleve, 26. September 2017 
 
  Hedda Gabler auf der XOX-Bühne 
 
    
  Tableau mit Tiefe: Hedda Gablers Blick gen Jorgen und Thea. Renate Hendricks, Katja Gerritzen und Klaus Gerritzen (v.r.).      		    	    				FOTO:  mvo  
  
    Kleve. Regisseur   und Theater-Chef Wolfgang Paterok holt Ibsens großes Drama aus dem 19.   Jahrhundert auf die Klever Bühne oben in der alten Fabrik. Letzte Proben   vor der Premiere am kommenden Samstag, 30. September. Von Matthias Grass  
 
  Es ist ihr letztes Spiel, ein tödliches Spiel. Ein Spiel   zwischen bürgerlicher Sicherheit und der für sie quälenden Langeweile in   diesem Leben, ein Spiel mit dem einstigen Liebhaber. Ein Spiel, das   Hedda gewinnt und zugleich verliert: Ibsens Drama Hedda Gabler hat eine   dunkle Seele "voller phantastischer Schatten und schwarzer Seen, stiller   Spiegel, in denen man sich selbst erkennt, gigantisch vergrößert und   unheimlich schön verwandelt", wie Hugo von Hofmannsthal nach der   Uraufführung 1891 schwärmte. Hedda Gabler ist großes Theater, erst   jüngst in moderner Form mit Susanne Wolf, Godehard Giese und Katharina   Marie Schubert wuchtig modern in Szene gesetzt. Jetzt wagt sich Wolfgang   Paterok vom Klever XOX-Theater an dieses klassische Stück Theater,   schickt seine Schauspieler auf die Reise ins 19. Jahrhundert zu einem   aktuellen Stoff. Bis zum bitteren Ende. "Ein faszinierendes Stück, das   wir unbedingt machen wollten", sagt Paterok. 
  "Ich möchte ein einziges Mal in meinem Leben die   Herrschaft haben über ein Menschenschicksal" - das ist Heddas Kernsatz.   Sie wird ihren Wunsch von der Herrschaft über Leben und Tod umsetzen   können und zugleich daran scheitern. Denn wie in Goethes   Wahlverwandtschaften sortieren sich die Beziehungen neu in dem Stück. 
  Renate Hendricks ist Hedda: In schwarzer Spitze gekleidet   spinnt sie das Spiel von Liebe und Tod, gesellschaftlicher   Verpflichtung und der Flucht aus diesem Leben. Zurückgekehrt mit ihrem   langweiligen Mann, dem Kunsthistoriker Jorgen Tesman, kommt sie in ihr   neues Haus in Kristiania. Tesman steht vor einer erwartungsvollen   Karriere. Da tauchen Ejlert Lovborg (Klaus Gerritzen), der einstige   Liebhaber Heddas, der sich als Alkoholiker aufs Land zurückziehen   musste, und Thea Elvstedt (Katja Gerritzen) auf, die ihren viel älteren   Mann für Ejlert verlassen hat. Ejlert, wie Tesman Kulturwissenschaftler,   ist inzwischen trocken und hat eine Veröffentlichung vorbereitet, die   Tesmans Karriere zerstören könnte. Hedda spielt Schicksal, trickst Thea   aus und schickt Ejlert in den Abgrund. Letztlich gibt sie ihm ihre   Pistole, damit er sein Dilemma "sauber zu Ende bringen" kann. Pateroks   hält sich an Ibsens Text, das Bühnenbild überzeugt ebenso, wie die   Ausstattung der Figuren. Hendricks punktet schon in den Proben, in denen   der Regisseur mit seinen Schauspielern bis zur Premiere am kommenden   Samstag, 30. September, 20 Uhr noch an der Inszenierung feilen wird. Da   darf Tesman nicht freudig seine Tante begrüßen - lässt ein Todesfall   doch Vorausahnungen zu. Man merkt der Truppe an, dass Hedda eine   Herausforderung ist, der sie sich stellen, gerne stellen. Man spürt,   dass sie die tiefe Bühne füllen werden, dass Hendricks in feinen Nuancen   und mit kaltem Blick die Szene und vor allen die Menschen beherrscht.   Wie Hedda es letztlich wollte. 
  Hedda Gabler im XOX-Theater, Briener Straße 6:   Premiere: Samstag, 30. September, 20 Uhr. Weitere Aufführungen: Freitag,   6. Oktober, 20 Uhr, Samstag, 21. Oktober, 20 Uhr, Freitag u. Samstag,   10./11. November jeweils 20 Uhr. 
  Quelle: RP  
    
  NRZ vom 22. September 2017  
  Hedda will leben 
    von 
      Andreas Daams
  KLEVE 
  Der General schaut sich das Drama aus   nächster Nähe an. Die ganzen zweieinhalb Stunden lang sieht er zu, wie   seine Tochter im Unheil versinkt. Er schaut, ohne mit der Wimper zu   zucken. Tot ist er, aber sein Bildnis hängt über dem Kamin und   formuliert stumme Erwartungen. 
  „Hedda  Gabler“ heißt das viel gespielte Stück von Henrik Ibsen, ein Klassiker des  psychologischen 19. Jahrhunderts. Im XOX-Theater hebt Wolfgang Paterok diese  Zeit nun auch visuell auf die Bühne. Keine Abstraktionen, sondern Polstersessel  und Baststühle, umzäunt von dichten roten Stoffbahnen. Seine Schwester hat sich  dieses fulminante Bühnenbild ausgedacht. Für drei Tage ist sie aus München nach  Kleve gekommen und hat daran gearbeitet. „Es ist das erste Mal, dass ich keinen  Einfluss auf das Bühnenbild hatte“, sagt Paterok. Völlig freie Hand hat er ihr  gelassen. Der Raum wächst nun in die Tiefe, so wie man immer mehr in die Tiefe  des handelnden Personals hineinschaut. 
    Die Hedda  ist eine Frau mit Bedürfnissen. Sie möchte in der Gesellschaft brillieren und  erotische Befriedigung finden. Aber dafür hat sie den falschen Mann geheiratet.  Jörgen Tesman ist ein Gelehrter, dessen Leidenschaften sich auf die  Kulturwissenschaften beschränken. Doch ein einziges Mal möchte Hedda die Herrschaft  haben über ein Menschenschicksal. Da kommt ihr ihr ehemaliger Geliebter Lovborg  ganz recht. Ihn wird sie zerstören, und sich gleich mit. Die Pistole des  Generals, die früh im Stück auftaucht, zeigt dem Zuschauer, wo alles hinführt. 
  „Ein  zeitloses Stück“, schwärmt Wolfgang Paterok, der nun erstmals ein so bejahrtes,  gleichwohl junggebliebenes Drama in seinem Theater inszeniert. Kein Wort hat er  gestrichen, denn: „Wenn etwas zu streichen ist, spiele ich es erst gar nicht.“  Hochinteressant, spannend, wunderbar in seinen Bezügen – Paterok ist  hingerissen, so wie seine Schauspieler. Und wie vermutlich das Publikum, wenn  es sich auf Hedda Gabler einlässt. Auf der Bühne werden York Dehnen, Katja  Gerritzen, Klaus Gerritzen, Renate Hendricks (als Hedda), Mirjam Kirschberger,  Manfred Küper und Heike Singendonk zu sehen sein. 
    Für sie ist  der Ibsen-Klassiker eine echte Herausforderung. Viel Text, viel innere  Dramatik, inneres Erleben. Seit November 2016 proben sie das Stück, York Dehnen  fährt für die Proben sogar eigens aus Köln nach Kleve. Den Einsatz spürt man  aber auch beim Besuch einer Probe: abends, nach einem normalen Arbeitstag,  fühlen sich die Akteure mit voller Konzentration in ihre Figuren ein.  Bewundernswert schon das. Auf die Aufführungen darf man gespannt sein. 
    Premiere  ist am Samstag, 30. September, um 20 Uhr. Weitere Aufführungen sind am Freitag,  6. Oktober, Samstag, 21. Oktober sowie am 10. und 11. November, auch jeweils um  20 Uhr.  
  
 
  
 
 
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